Licht

Licht. Und Leichtigkeit. Light. Das ist es, was ich mir für mich selbst wünsche. Meine Yasashi-Kleider haben allesamt eine Bedeutung. Aus einem tiefen Gefühl heraus beim ersten Kleid begonnen, habe ich beim Jahre später gefolgten, zweiten Kleid die Idee, einem Kleidungsstück eine Widmung zu geben, wieder aufgegriffen. Und so wollte ich nun beim fünften Yasashi-Kleid diese Tradition fort führen. Und ich finde es ist eine schöner kontemplativer Moment, wenn man inne hält, und versucht all die Intentionen, die einem bezüglich Stoff- und Modellwahl geleitet haben,  in einem einzigen Wort auszudrücken.
Gerade wieder muss ich mich täglich daran erinnern, dass – egal wohin die Reise führt – der Moment es wert ist, genossen zu werden. Leichtigkeit soll für mich das Wort der Stunde sein. Aber auch Licht. Das Helle, das Strahlen von innen heraus. Kein Scheinwerfer. Keine Rampe. Sondern etwas Sanftes, das einen von innen erhellt. Heimat gibt.
Vor wenigen Stunden nur hat ein Video mein Land implodieren lassen. Das dargestellte hat mich nicht erschüttert. Dass Männer wie die beiden, die am Video zu sehen waren, genauso denken, davon bin ich schon lange überzeugt. Dass Menschen meines Landes solche Männer wählen, um sich von ihnen regieren zu lassen, ist mir auch nichts Neues. Und dass die Chance die Macht zu ergreifen einen offenbar in der Partnerwahl zu große Kompromisse eingehen lässt, dass hat nicht zu letzt genau mein Land und genau die regierende Partei auch nicht das erste Mal erlebt.
Für mich ist viel mehr die Frage relevant, WARUM Österreich es einfach nicht schafft, sich von integeren Menschen mit Haltung regieren zu lassen?
WORAN leidet dieses Land so sehr, dass es immer wieder diesen Wunsch verspürt nach rechts abzudriften?
Man könnte es sich leicht machen und den weltweit allgemeinen Rechtsruck als Erklärung hernehmen. Trump als Beispiel nehmen, dass halt Möchte-Gern-Diktatoren gerade en vogue sind. Aber so leicht will ich es meiner Heimat nicht machen. Wir haben doch die Problematik des Rechtspopulismus schon lange. Und wenn wir 80, 90 Jahre zurück gehen, scheinen wir darin sogar ziemlich gut zu sein. Zynisch betrachtet.
Erwin Ringel hat einige herrliche Bücher geschrieben, eines heißt „Die österreichische Seele“. Es ist Jahrzehnte her, dass ich es gelesen habe und Ringel beschäftigt sich darin sehr mit dem Umstand der nicht aufgearbeiteten Nazi-Zeit und der quasi nahtlos vom Hitler-Regime in die Nachkriegsregierung übergegangenen Entscheidungsträger, Führungskräfte, Hofräte, Sektionsräte,…
Ich war nie in einer Situation z.B: jemanden zu denunzieren und die Person damit dem Tod auszuliefern. Ich kann einfach nicht sagen, wie ich reagierte, läge z.B. das Leben meiner Kinder auf der anderen Seite der Waagschale. Das sei gesagt um vorwegzunehmen, ich ergreife hier Partei oder klage an, dass die Täter halt nicht zur Rechenschaft gezogen wurden. Auch hier will ich es mir nicht so einfach machen: Ich sehe die nur mangelnd durchgeführte Aufarbeitung im Generellen als ein Problem – DAS Problem?
Ist es so – ganz nach Bert Hellinger – dass auch noch Jahrzehnte nach einem Unrecht die Nachfahren damit belastet sind?
Und dass Licht in die Sache bringen, Heil – im besten Sinne des Wortes – bringen kann?

Wenn ich meinem Land so zuschauen, wie es von einer vorzeitig aufgekündigten Regierungspartnerschaften zur nächsten stolpert, wie eine Neuwahl sich durch noch weniger Würde, Haltung und Sensibilität auszeichnet als die vorherige, dann frage ich mich, wo es die dringend nötige Selbsthilfegruppe für traumatisierte Nationen gibt.
Was ich in meiner Jobsituation liefere, lässt sich oft an Frauen auf der Suche nach einer Partnerschaft beobachten: Nach dem die erste ernsthafte Beziehung in die Brüche gegangen ist, kommt die Halli-Galli-Phase, man genießt das Leben frei von Bindungen. Dann die Ernüchterung. Dann tickt die biologische Uhr. Und dann mischen sich die ersten Verzweiflungstaten unter die immer kürzer werdenden hierzulande „Pantscherln“ genannten Affairen. Denn zu etwas, das der Bezeichnung Beziehung auch nur annähernd gerecht wird, kommt es gar nicht mehr. Als wohlwollende Freundin steht man daneben, hält den Mund und danach die Taschentücher bereit. Was aber tut man, wenn die Patientin ein Staat ist?

Ich bin weder Psychologin noch -analytikerin. Ich habe keinen Plan für mein Land. Aber ich wünsche Österreich defintiv mehr Licht. Um dunkle Flecken mit Helligkeit zu beleuchten. Um sich einer Vergangenheit, die alles andere als eine Lichtgestalt war, zu stellen. Mit Haltung. Mit Würde. Und weil es sich für einen schönen textlichen Abschluss so aufdrängt: mit Licht.