Warum ich wohl eine Feminisitin bin, aber von wenigen Menschen so wenig Support erhalten habe wie von anderen Frauen.

Ja, ich bin mit dieser Haltung aufgewachsen, dass, wenn ich größer bin, Frauen gleichbereichtig sind, Frauen alles tun und erreichen können, was sie wollen, ja die Welt verändern.
Nun, als nächstes kam dann gleich die ganze Wallstreet-Sause mit all seinen Frauen in Kostümen mit Laufschuhen an den Füßen, die die Karriereleiter rauf kletterten, dass einem ganz anders werden konnte. Noch immer lag Aufbruch, Hoffnug und Motivation in der Luft.
Dann kam die Gläserne Decke.

Keine gläserne Decke für Kreative.

Nicht für mich.
Weil ich mich für eine kreative Ausbildung entschieden habe und gerade die Wallstreet-Blase geplatzt war und irgendwie plötzlich keiner mehr riesiger gläserne Hochhäuser wollte. Und in der Folge auch keine kleineren und keine Wohnbauten und auch keine Einfamilienhäuser. Gar nix. Aber das ist nicht weiter schlimm, weil ich bin ja ausgerüstet mit diesem Post70er Jahre Esprit eine ewige Optimistin und bis ich mit dem Studium fertig war, befanden wir uns auch schon im Internetzeitalter und alle haben sich auf die unendlichen Möglichkeiten desselben gestürzt und plötzlich war Start-up das neue Ding.

Da war dann ungefähr der Punkt, wo ich aus dem Angestellten- oder Freelance-Dasein abgebogen und ins Selbständigen-Ding eingetaucht bin. Bis dahin hatte einige sehr unterstützende Frauen in meinem Leben kennengelernt: Eine Lehrerin. Eine Mutter eines Freundes. Auch blöde Frauen. Eine Promi-Tante, verheiratet mit einem Bankmenschen allererster Riege, also vielleicht einen Haufen Probleme, aber sicher nicht finanzieller Natur, die hortete alle PR-Geschenke als gäbe es kein Morgen – und wir horrend unterbezahlten Schreib-Tussis hätten uns doch so sehr über gefreut über mal eine Mascara oder Lipgloss oder wasweißich, was da in diesem Raum noch alles zu finden gewesen wäre.
Meine Karriereleiter war nie darauf ausgelegt gewesen so weit nach oben zu gelangen, dass irgendein Mann sich hätte eventuell Sorgen machen müssen. Nein, ich war von viel besserer Natur: Als kreative Person war MEIN Gehalt RUHM & EHRE!

Kreative brauchen keine Karriere, sondern leben von Ruhm & Ehre!

Seinen Namen unter einem veröffentlichen Artikel zu lesen. Oder später bei einem Projekt, das international publiziert wird, im Team genannt zu werden. DAS war das Wasser auf meinen Mühlen.

Bis ich Kinder bekommen habe.
Bis dahin war ich nämlich belastbar. Hatte unendliche Zeitressourcen. Jung genug um noch keine körperlichen Probleme haben und gleichzeitig auch kein Greenhorn mehr um ernst genommen zu werden.

Kinder sind „irgendwie“ zu schaffen.

Das Kinderding hat mich mit der Breitseite erwischt.
In der Großstadt noch – mitunter gegen schmerzhaft teures Geld – war man in einer Interessensgemeinschaft, die einem die guten Kindergartenplätze weiterreichte, die guten Spielplätze, die guten Wasweißichs weitersagte. Und es waren alles Frauen, die ihre Berufe nur etwas zurückschraubten, maximal ein Jahr pausierten, die nicht eine Sekunde daran dachten, ihre ausgezeichnete Ausbildung und erreichten Karrieren gegen die Kinderbetreuung einzutauschen.

Aber der Wind begann schärfer zu wehen. Kindergarteninitierte Büroverlasszeiten um 16 Uhr waren schon ein Hindernis. Mit viel Kreativität und Jongliererei schaffte man es irgendwie.

Und dann kam der Tod meiner Mutter. Kam mein Hörsturz. Kam die Entscheidung, jetzt sofort aus diesem Hamsterrad auszusteigen. Kam das Land.

Körperliche Einschränkungen sind fast nicht schaffbar.

Und dachte ich – möge mir die Naivität, die mich mein ganzes Leben lang begleitet und mich immer wieder völlig erblinden lässt, nachgesehen werden – da wird es besser.

Ich bin ja leider die letzte Person die emotionale Entscheidungen versucht rational zu untersuchen. Ich entscheide emotional. Und dann „werma scho sehen… Mit den Augen einer nun doch schon mit etwas Erfahrung ausgestatteten Unternehmerin, Person aus dem Projektmanagement, Strategin würde ich sagen: „Wenn es auf dem Land keine Akademikerinnen gibt, versuche herauszufinden, warum das so ist!“

Warum gibt es keine Akademikerinnen am Land?

Heute weiß ich es. Weil es keine Jobs für sie gibt.
Und der Umstand, dass „man sich nicht zu blöd für unpassende Jobs ist“, ist charmant, aber völlig unbrauchbar im eigenen Karriereleben.
Ich habe wirklich Jobs gehabt, die meiner Ausbildung völlig fremd sind und auch welche, die ihr etwas näher sind. Sehr oft waren meine Kolleginnen angelernte Hilfskräfte. Resultat: Man kann auch dafür gemobbt werden, dass man eine gute Ausbildung hat.
Man kann dafür gemobbt werden, dass man gute Ideen hat.
Man kann dafür gemobbt werden, dass man sehr gute kommunikative Skills hat – auf gut Deutsch „einfach gut mit den Leuten kann“.

Um von anderen Frauen die Hackordnung zu spüren bekommen, kann es reichen, eine gute Ausbildung und gute Ideen zu haben.

Egal wie man es dreht und wendet, immer wieder waren es andere Frauen, die mir das Leben schwer machten.

Und auf seiten der Kinderbetreuung sah es nicht anders aus. (Aber das habe ich eh auch schon hier und hier besprochen).
Dienst nach Vorschrift, Probleme abgwältzt auf Eltern/Mütter. Klassendenken. Exklusion wie sie im Buche steht.

Mir ist es nicht gelungen in den nun bald fünf Jahren am Land meine Position zu finden und mich generell als Frau unterstützt und willkommen geheißen zu fühlen. Aber nicht von den Männern. Sondern ausschließlich von Frauen.

Feministin bin ich wohl schon einfach aufgrund meines Jahrgangs, zuviel von diesen Dingen habe ich in meinen prägenden Jahren inhaliert. Ich kann wohl nicht anders.

Aber ich fürchte solange Frauen untereinander sich so benehmen, ist es noch „a long winding road….“