Als ich mich zu dieser Serie entschlossen habe, dachte ich eigentlich, dass ich 24 mal das letzte Jahr Revue passieren lassen und mit etwas Distanz das eine oder andere reflektieren kann. Mitnichten. Es hört nicht auf. Es ist ja auch noch nicht zu Ende. Das Jahr 2018. Mit all seinen Dingen, die es mich lehren möchte. Irgendwo habe ich gelesen, das Leben sei der geduldigste Lehrer überhaupt: Offenbart es einem die Lektion, die es zu lernen gilt, doch so lange, bis man eben dieses getan hat… Ich habe das Wort Adventkalender geschrieben. Ich habe das Wort Adventkalender auf diesem Blog bestimmt zig Mal geschrieben. Ich habe ein Kindermagazin herausgegeben und habe auch dort das Wort Adventkalender mit Sicherheit in jeder Herbstausgabe mehr als einmal geschrieben. Also ich denke, ich habe meinem Freundes- und Bekanntenkreis ausreichend gezeigt, wie ich Adventkalender schreibe. Wenn man davon ausgehen darf, dass die zumindest tangential mitbekommen haben, womit ich mich beschäftige und wenn auch kleinformat nicht gelesen wurde, dann vielleicht dann und wann durchgeblättert oder am Blog vorbeigeschaut, die anderen Social Media Kanäle waren ja noch nicht soooo relevant.
Dennoch nochmal: ICH schreibe Adventkalender so wie ich es hier schreibe. Ohne S. Ich bin in Österreich geboren, aufgewachsen und lebe hier. Überhaupt erst durch die Tätigkeit rund um Kleinformat habe ich erfahren, dass die deutschen NachbarInnen AdventSkalender haben. Hat mich nicht gestört. Ich schrieb und schreibe weiterhin Adventkalender.
Dann kam die Rechtschreibprüfung.
Dann kam die Zeit wo man, will man ein wenig seriöser in der ganzen Social Media Sause mitspielen, zumindest auf drei Kanälen sehr präsent sein muss. Schlaue kleine Tools ermöglichen einem zwar das eine oder andere vorzuplanen, aber die einen wollen ja die berühmten 160 Zeichen, die anderen sind happig mit Videos, kurz immer wieder muss man selber ran. Von all dem Geposte dazwischen ganz abgesehen, wo man von einer sehr coolen Location Bilder schickt mit topgestylter Familie in einer Harmonieblase, deren Endorphingegenwert eigentlich nur durch die Geburt eines Kindes oder vielleicht Bewältigung eines Ultramarathons zu erlangen ist. Vermutlich bin ich einfach zu wenig dankbar, sehe zu wenig die kleinen Dinge. Möglicherweise sehe ich aber überhaupt noch zu gut und höre zu gut. Der Alkoholgehalt der nötig wäre, um das Gequengle meiner pubertierenden Töchter bei einem Familienausflug zu ignorieren, würde mich schnurstracks in die nächste Notaufnahme bringen. Und dann sich natürlich tagelang in meinem Gesicht ablesen lassen.
Nein, keine Happy-Peppy-Family-wirsindsoooohappy-Bilder von uns.
Aber vielleicht sollte ich DAS machen. DANN hätten nämlich meine Freunde tatsächlich was zu bemäkeln.
So sind sie nämlich gezwungen, MICH darauf hinzuweisen, dass es beim Adventkalender KEIN Binnen-S in Österreich gibt.
Das ICH nicht geschrieben habe, aber die Rechtschreibprüfung eines schnell gefertigten Posts hineingequetscht hat – und ich – Verräterin des Landes, der Sprache, der Haltung und überhaupt, habe es NICHT in der Sekunde korrigiert, sondern gepostet.
Schande über mich.

Nicht wegen des Binnen-S.
Ich mag vieles an meinem kleinen Land. Aber ob zwischen Advent und Kalender ein S steht – oder eben nicht – ist für mich ein kleines Detail. Ja, ja, ich weiß, das ist dort, wo der Teufel liegt. Aber dass ich einem Freund – oder auch sonst irgendwem – auf öffentlichem Wege zeige, dass ich in der österreichischen Orthographie (man beachte das PH!) besser bin als er, kommt mir so vor, wie die Menschen, die mir auf Autobahnen immer wieder zeigen, dass es ein Rechtsfahrgebot gibt. Ich fahre MEISTENS rechts. Aber manchmal, vermutlich wenn ich darüber nachdenke wie ich mit der öffentlichen Binnen-S-Kritik an mir umgehen soll, fahre ich nicht in der Sekunde wieder in den rechten Streifen, wenn ich überholt habe oder auswelchemGrundauchimmer ich halt grad nicht dort fahre…

Nein, ich finde, ich sollte mich damit auseinandersetzen, wen ich zu meinen FreundInnen zähle. Begibt man sich in die Social-Media-Kanäle, kann man sich seine Freunde ja nur bedingt aussuchen. Aber die S-Kritik stammt von Menschen, die ich in der echten analogen Realität kenne. Menschen, die mich auf diese Weise kennen, und glauben mir etwas beibringen zu müssen, was genau diese eigentlich wissen müssten, dass ich es sehr wohl weiß. Etwas weniger verschroben hätte ich gesagt: Oberlehrermanier*! Wieso habe ich OberlehrerInnen als Freunde?
Ham die echt nix anderes zu tun?
Na, wenn das ihre größten Sorgen sind, können wir beruhigt in die Zukunft schauen. Vermutlich mit vielen AdventSkalendern. Man möge sich nur kurz in Erinnerung rufen, dass das zwanghafte Festhalten an kleinen Verschrobenheiten zumeist den raschen Tod derselben herbeigeführt hat: ICH habe noch gelernt, dass die Österreicher Risken eingehen und mittlerweile sprechen sogar die ZIB2-Moderatoren von Risiken…

*Zählt man Leute, die schon zig Jahre unterrichten, die sich in früheren Zeiten eventuell schon lange den Titel Oberlehrer bzw. Oberlehrerin erarbeitet hätten, so darf ich darauf hinweisen, dass DIESE mit ihrer Binnen-S-Weisheit hinterm Berg gehalten haben.

Heute gibt es nicht viel zu tun außer den Schnitt hier herunter zu laden, auszudrucken, auszuschneiden.