24 Dinge, die mir 2018 gezeigt hat – 23. Dezember – Das Fest
So. 23 Tage in der Rockproduktion. Heute ist nur noch das Futter umzunähen und Endbügeln dran.
Morgen ist das große Fest. Der Rock dafür ist fertig.
Ich nicht.
Mental.
Mein Weihnachten ist ein schwieriges Unterfangen. So wie ich heuer lernen durfte, dass ich wohl manchmal zu sehr anderen gefallen möchte, so ist es wohl auch mit Weihnachten.
Schon kein schönes Fest als Kind, habe ich mich halt als Erwachsene dann irgendwie durchgewurschtelt bis ich eigene Kinder hatte.
Da will man dann ja schöne Weihnachten haben.
Omi und Opi haben sich sehr gefreut. Ich war Statistin.
Dann ein zaghafter Versuch es nach meinen Vorstellungen zu machen mit dem Ergebnis, dass zwei Kinder und drei Erwachsene sich nicht wohl fühlten und ich mich dann eben auch nicht. Also fünf Leute unglücklich. Zurück zum Gewohnten.
Vielleicht ist es diese Strömung im Unterirdischen, die die Vorweihnachtszeit dann noch schwieriger macht. Oder vielleicht ist die Vorweihnachtszeit tatsächlich zu etwas geworden, das in einem amerikanischen Film lustig ist, in echt aber nur ein Szenario darstellt, wo man nach der Fluchttür schielt.
Praktisch kein Medium, das sich nicht bemüßigt fühlt, besinnliche Zeit zu propagieren, das einem nicht zu schreit, dass man doch Bitteschön sich jetzt endlich mit seinen Lieben in Langsam- und Beschaulichkeit üben soll.
Kein Haus ohne Lichtermeer. Oder zumindest Santa auf dem Dach.
Hohoho.
Ich habe erst letztens gefragt, wo war der Punkt als dieses Fest zu etwas wurde, das eigentlich nur noch gequirlte Sch… darstellt?
Ich bin nicht religiös. Aber ich bin sensibel gegenüber Massenwahn. Und Weihnachten ist sowas von NICHT besinn- und beschaulich, dass mir nur übel wird.
Es mag ja Leute geben, die in all dieser allumfassenden Medienbespielung ihren eigenen Zugang gefunden haben, ich beneide sie.
Nein, mit diesem Fest muss ich erst meinen Frieden finden.
Selbstverständlich wünsche ich dennoch nur das Beste. Und in der Vorbereitung dazu die letzten Kniffe am Rock:
Rock auflegen und das Futter gerade ziehen, dann 1 cm und 3 cm umbügeln, feststecken und absteppen. Oder halt soviel, dass das Futter gerade so 5 mm kürzer ist als der Oberstoff. Dann sieht man es so hübsch fliegen, wenn man Pirouetten dreht.
Und dann gehts ans Bügelbrett. Die Falten werden nur von der Passe leicht nach unten gebügelt. Der Saum unten dann bis eben so weit rauf, dass es nicht mehr gut geht.
Fertig! Aufhängen und bestaunen. Einpacken als Geschenk. Welcher Bestimmung auch immer dieser Rock zugedacht war, ich hoffe alle Wünsche mögen in Erfüllung gehen.
Ich bedanke mich bei allen, die hier mit mir diese guten drei Wochen verbracht haben. Die sich die Zeit genommen haben, in dieser verrückten Zeit, die eigentlich langsam und beschaulich sein sollte, sich immer wieder mit einem Projekt auseinanderzusetzen, das anderswo vielleicht als „kriegen Sie in einem halben Tag hin“ angepriesen würde.
20 Tage als Projektdauer würde wohl niemand als marketingtechnisch empfehlenswert halten. Ich denke aber, das ich mindestens einmal pro Jahr ein so langsames Projekt anbieten möchte.
Es hat einfach etwas, sich Zeit zu geben. Zeit Dinge zu verdauen. Zu wissen, heute ist dieser Schritt. Und dann ist es gut. Nicht schneller können. Egal wie schnell man möchte. Das ist schön. Und hat was von dem Warten auf das Christkind. Allein deswegen ist es schon ein schönes Projekt…
Vielen Dank noch mal. Ich verneige mich vor allen – und vielleicht gibt es ja irgendwo Bilder der fertigen Adventröcke…
Schöne Weihnachten!
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