24 Dinge, die mir 2018 gezeigt hat – 12. Dezember – Beruf/Berufung
Vor wenigen Tagen habe ich ein sehr erhellendes Gespräch geführt: Eine Mutter, eine Bekannte, hat zwei Kinder. Beide junge Erwachsene, ich kenne beiden nur flüchtigst. Sie schienen mir aber von der Sorte zu sein, die man sich als Eltern nur wünschen kann.
Jetzt sind beide zum Studieren in die große Stadt gegangen. Das Mädchen wird Volksschullehrerin, der junge Bursch studiert Theaterwissenschaften. Seine Mutter erzählt, dass er sich mit der ersten Ausbildung im Tourismusgewerbe sein Studium finanziert. Und er es durchaus so sieht, dass das vielleicht immer so sein wird. Aber er ist sehr glücklich mit der Theaterwissenschaft. Er hat seine Leidenschaft gefunden.
Er weiß, dass er anders ist. Dass ihn die „normalen“ Menschen schnell langweilen und er nicht weiß, was er eigentlich mit ihnen reden soll.
Und dass er in einem normalen Job nicht glücklich werden könnte. Allein diese Erkenntnis – und das mit 22 Jahren – finde ich so unheimlich bewundernswert und tough und ja, ich beneide ihn auch dafür.
Ich habe das mit 46 (noch) nicht.
Seine Mutter hat aber nicht vergessen zu erwähnen, dass es gut zwei Jahre gegeben hat, die kaum auszuhalten waren. Die Zeit während des Zivildienstes waren die härteste Belastungsprobe: „Das war so schlimm, ich hatte wirklich das Gefühl, wenn das nicht bald vorbei ist, tut er sich etwas an, oder ich tu ihm etwas an…“ fasste sie zusammen. Die Tätigkeit in der Küche einer sozialen Einrichtung, die eigentlich ein Klacks für ihn hätte sein können, aber in der Auslegung der Einrichtungsleitung eine Beleidigung seiner Intelligenz war, trieb ihn so tief in eine Depression, dass alle wortwörtlich die Stricherlliste an der Wand hatten, um nicht völlig zu verzweifeln.
Ich habe das so noch nie betrachtet.
Ich habe wirklich schon alle möglichen Jobs gehabt. Und der derzeitige macht da keine Ausnahme, in der Reihe meiner schlechten Jobwahlen. Ich habe immer festgestellt, dass es für mich nicht passt, dass die Chefs mit mir nicht konnten, etc, etc, Blabla.
Mich als Menschen wahrzunehmen, der gewisse Ansprüche an das Jobumfeld hat, wie Freiheit in der Ausführung der Aufgaben, wie die Möglichkeit sich einzubringen, Gehör zu finden, wie ein kollegiales Umfeld, deren geistiges Ambiente sich zumindest ansatzweise mit meinem deckt…, wie Begegnung auf Aughöhe.
Auf diese Idee wäre ich – warum auch immer – nie gekommen.
Dabei ist das doch irgendwie so wie mit dem Essen: Ich gehe ab und zu in ein Fastfoodlokal. Was ich dort bekomme, deckt sich weitestgehend mit dem was ich erwarte. Wenn es unbedingt sein muss, gehe ich auch in ein stinknormales Gasthaus. Was ich dort bekomme, deckt sich (leider) auch meistens mit dem was ich erwarte.
Aber mein tagtägliches Essen koche ich am liebsten selbst, weil ich gerne gut esse. Ich bin keine sehr gute Köchin. Aber ich versorge mich gern mit dem, was meinen Ansprüchen entspricht.
Was sich sonst anbietet, entspricht – für eine Dauerlösung – einfach nicht meinen Ansprüchen.
Warum in aller Welt, habe ich diese Denke nicht bei der Jobwahl?
Warum glaube ich, dass ich fünf Tage in der Woche lieblos zusammen geschusterte Wiener Schnitzel mit Pommes/ Schweinsbraten / wasweißichwasfettiges mit totgekochtem Gemüse und Salat aus der Dose in verrauchter Spanplattenumgebung tolerieren kann?
Warum habe ich erkannt, dass ich mich nicht wohl fühle, wenn ich meinen Körper mit schlechtem Zeug in schlechter Umgebung füttere?
Und warum zum Teufel, glaube ich, das würde für meinen Geist und meine Psyche nicht gelten?
Da wären wir wieder bei: Wofür bestrafe ich mich?
Nein, möge mir der junge Mann, der seitenweise Arbeiten verfasst, die zumindest seine Herkunftsfamilie immer weniger versteht, dabei abends und wochenends kellnert, ein Beispiel sein, dass einem die Berufung glücklich macht – und mit dem Beruf man die Miete zahlt.
Gesegnet, wenn sich beide decken.
Wenn nicht, heißt das aber nicht, dass man irgendwo versagt hat.
Aber Letzteres muss trotzdem passen.
Damit die Berufung Platz hat und sich wohl fühlt.
Mit Berufung geht es hier gleich weiter.
Heute geht es dem Rockteil an den Leib:
Nimm eine der beiden Oberstoffbahnen und teile sie in zwei Hälften. Wir brauchen nämlich Seitennähte für die Taschen. Wenn du keine Taschen machen willst, überspringe diesen Schritt und trinke Glühwein. Oder Grog. Oder Egg Nogg. Oder baue Luftschlösser. Du hast frei.
Die anderen:
Schnapp dir die Taschenbeutel.
Der aus Oberstoff kommt an die Nahtzugabe der hinteren kleinen Stoffbahnen angenäht. Der aus Futterstoff kommt an die Nahtzugabe der mittleren Stoffbahn.
Oben stoßen die Taschenbeutel an die obere Rockbahnkante. An der Seite legst du sie bündig an die Stoffkanten.
Dann überträgst du die Eingriffzeichen vom Schnitt – falls die Markierungen nicht mehr sichtbar sind.
Und nähst die Taschenbeutel NUR zwischen diesen Markierungen an.
Die Taschenbeutel dann gut bügeln – vom Rockteil weg. Und danach legst du den vorderen Rockteil – den mit der Futtertasche (bei mir pink) wieder rechts auf rechts GANZ GENAU auf den hinteren Rockteil – den mit der Oberstofftasche (gelb) – im Video gibts dazu ein Standbild. Die Nähte MÜSSEN AKRIBISCH genau aufeiandertreffen – hier ist WIRKLICH Buchhaltermentalität gefragt!!! Nicht ein mm darf verrutscht sein – das ist das Geheimnis schöner Nahttaschen!!!
Dann klappst du die Taschenbeutel zur Seite – Videooo anschauen ;-)) und steckst die Seitennähte weiter nach unten verlaufend zusammen.
Dann gehts zur Nähmaschine: Du nähst oben von der oberen Rockkante BIS GANZ GENAU dort hin, wo die Taschenbeutelnaht anfängt. Und dann ab der Stelle, wo du die Taschenbeutel weggeklappt hast bis nach unten zum Saum. Auch hier: Totale Nerdakribie!
Wenn das gut aussieht, wieder ausatmen und die Nahtzugaben auseinander bügeln.
Sekt. Punsch. Glühwein. Ausatmen. Wieder einatmen. Was auch immer dich entspannt, belohnt und erfreut. Immer wieder ganz verliebt die wunderschönen Nahttascheneingriffe anschauen ist auch gut ;-))))
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