Kleidung ist mehr als nur Hülle

Kleidung ist mehr als nur Hülle…

Kürzlich habe ich in dem eh schon völlig zu Tode geliketen Kinfolk-Magazin ein paar gute Statements zum Thema Wohnen und wie einem die Wohnung prägt bzw. man selbst die Wohnung prägt gelesen. Und ich habe mich erinnert, dass ich als Architektin eher davor zurück gescheut bin anderer Leute Wohnungen einzurichten. Ich hatte im Retail-Bereich gearbeitet. Das hat einerseits seinen Reiz, weil man immer total up to date sein musste und ganz tolle neue Sachen entwerfen konnte. Andererseits war aber genau das auch etwas, was zu hinterfragen ist – dass man nur für maximal fünf Jahre plant und dann sowieso alles wieder erneuert wird. Nachhaltigkeit? Fremdwort.

Immer wieder sehe ich wirklich super tolle Inneneinrichtungen. Bis ins Detail gelöst. Aber, so frage ich mich immer, wo tu ich MEIN Zeug dann hin? Ich besitze Bilder, die entsprechen halt nicht dem aktuellen Zeitgeist. Müssen die alle auf den Dachboden? Auch meine Möbel haben so über die Jahre zu mir gefunden. Unser Esstisch stammt aus der IKEA-Fundgrube und ist schon seit meiner Studentenzeit bei mir. An ihm haben meine Kinder essen gelernt, hauptsächlich ihre Hausübung gemacht – machen sie noch immer. Ich unzählige Nähprojekte zugeschnitten, mein Mann Löcher reingebohrt… dieser Tisch wird uns never ever verlassen. Egal welche Interiortrends auf IG oder sonstwo gerade gehuldigt werden.

Genau so sollte es doch eigentlich auch mit Kleidung sein. Manchmal kennt man das von Jeans. Bis man die gefunden hat, die für die eigenen Figur gut ist. Die wurde dann getragen, bis sie auseinanderfiel. Und wenn die mal jemand anderer probiert hat, war ganz klar … hier ist der falsche Popo in der Hose.

Aber es muss nicht die Lieblingsjeans sein. Auch andere Kleidungsstücke können Geschichten erzählen. Wenn man sie lässt. Dazu gehört natürlich eine gewisse Auseinandersetzung mit Kleidung – was lasse ich an meinen Körper? Welche Materialen? Welche Schnitte? Welche Muster?
Wer das Glück hat, sich seine Kleidung selber nähen zu können, ist da klar im Vorteil. Ich mag Streifen. Streifenleiberl gibt es in meinem Schrank viele. Das perfekte leider nicht. Mal ist der Stoff zu dick, dann wieder zu dünn. Dann der Schnitt zu weit, oder zu eng. Ihr kennt das… Mein Boyfriend-Shirt ist dann der wahr gewordene Versuch endlich das Leiberl zu erzeugen, dass mich in allen Lebenslagen begleitet.

Ein anderes Beispiel – etwas Trauriger ist die Jacke, die ich für das Begräbnis meiner Mutter gekauft habe. Eine wirklich schöne Jacke. Dazu eine schwarze Hose, ein schwarzes Leiberl, schwarze Weste und schwarze Schuhe. In die Hose habe ich schon bald nicht mehr reingepasst. Die Weste ist einer meiner Schrumpfwaschungen zum Opfer gefallen, das Shirt habe ich noch und manchmal auch an. Die Schuhe ebenfalls. Aber die Jacke. Extra gekauft, weil „die finde ich so schön, die zieh ich nachher auch oft an…“ Kein einziges Mal. Diese Jacke hat das ganze Todesereignis, das ganze Begräbnis, das Stehen am Grab, das Weinen, das Runterschauen auf den Sarg… einfach alles in sich. Unauslöschbar. Ich KANN diese Jacke nicht einfach anziehen…(Weggeben geht auch. Vermutlich wird sie wohl bis zum nächsten Begräbnis warten – möge das so lange noch auf sich warten lassen, dann kann ich sie hoffentlich ziehen lassen, weil die Form dann so aus der Mode gekommen ist, dass ich sie auch nicht mehr anziehen mag…)

Und ich muss zugeben, ich habe keine rechte Lösung. Denn die Sachen – ob nun Kleidung, Kunst oder Möbel, die mir wirklich ans Herz gewachsen sind, sind nur teilweise Liebe auf den ersten Blick gewesen. Gerade bei Kleidung kommen zum Gefallen, ja auch das Sich-selbst-Gefallen in dem Kleidungsstück, das Tragegefühl hinsichtlich Schnitt und Stoff und dann auch noch die Waschbarkeit dazu… die letzteren Faktoren sind aber einfach nur durch Ausprobieren zu ermitteln. Da fällt mir Guido Maria Kretschmers Aussage bei der Serie Shopping Queen „Dieses Kleid tut nichts für dich!“ ein – Obwohl an sich kein Fan von Guido borge ich mir diesen Ansatz aus und rege an, ihn öfter anzuwenden: Was tut dieses Kleidungsstück für mich?
Dabei ist es sicher hilfreich, hat man einen Überblick über seine Ansprüche. Weiß man welches Leben man führt. Ich bin immer wieder erstaunt, wie oft im Burda-Heft Abendkleider vorkommen… ich habe KEIN EINZIGES Abendkleid. Ich bin jetzt 46 und war noch nie am roten Teppich – und vermutlich werde ich das auch nicht mehr 😉 Aber das ist halt mein Leben… vielleicht haben andere ja ganz oft Bedarf nach Anlasskleidung.
Vor Jahren habe ich eine – eh klar Streifen!-Mütze sehr oft getragen. Meine Freundin, mit der ich mir das Büro teilte, hatte dann genau die gleiche Mütze. „Deine ist ganz leicht zu erkennen…“ war ihre Antwort, als ich fragte, wie kennen wir die jetzt auseinander? „Sie riecht genau nach dir!“

So wie Wohnungsstil mehr ist als ein schönes Sofa vor einer schicken Tapete ist Stil viel mehr als die Kombination von Ober- und Unterteilen. Es ist die ganze Aura, die wir durchs Tragen in unsere Kleidung hineinstecken. Inklusive Parfum.

 

 

Chances are  high you know the liked to death Kinfolk magazine. Lately there I read a few very intelligent statements about interior and living. How we are shaped by our environments and how we shape our environments. As I worked as an architect I always had concerns about doing interiors of other people. I worked in retail branch. Great for high-end modern drafts. Ignoring personal needs or so, because let five year pass and everything is replaced. Sustainability? Not a thought.

Of course I like all these great interior photos on IG too. But in the end I think – where do I put my personal items? Pictures which are not Zeitgeist. My dining table, which is with me since uni. There I finished my diploma, my kids learned to eat there and still do their homework. I cut several sewing projects and my husband drilled some holes. This table will never ever leave our family. Whatever trend IG is trying to sell me.
Shouldn’t it be the same when it comes to clothing? Maybe you know this from your favourite jeans. It take ages to find the perfect one and another decade to shape the fabric to your body. In the minute when someone else is trying on this special pair – you see immediately: this is the wrong butt!
It doesn’t need your pair of jeans. Other items of your wardrobe can tell stories too. Which fabric do you prefer, which colours, patterns? 
Lucky if you can sew your garments: I love stripes. And I am on the constant hunt for the perfect stripey shirt. Finally I designed one: Kare boyfriend shirt.
A more sad example are the garments I wore at the funeral of my mum: A really cool black oversized jacket. Combined with a black shirt (still in my wardrobe and worn) a black cardigan (victim to one of my several shrinking washing circles ;-(( ), black trouser (I soon did not fit in anymore), black brogues (still in use). I bought the jacket because I really like the shape (still do) and thought I will wear this jacket often afterwards. Not once. This jacket contains everything of this so sad event. The death of my mum itself. The whole funeral. The watching of the coffin on its way downwards. The crying at the grave… everything. I simple cannot wear this jacket. (Maybe I can give it a try when it comes to the next funeral hopefully in a very distant future. Maybe the jacket is then so much out of fashion I do not want to wear it and i can part of it – including the whole sad story.)
I have to admit I do not have a solution. Some of my beloved items – interior or fashion were not love at first sight. When it comes to clothing, there are several aspects to become a key piece of your personal style: Do you love the style? Of course, you wouldn’t have bought it. Do you love yourself in this garment? What about the fabric, how does it feel? How does it wash? And most of these aspects you can only be proved over time. Guido Maria Kretschmers often used quote at Shopping queen comes to my mind: „This dress does nothing for you!“ I recommend to ask yourself exactly this: „How does this piece supports me?“
At least it helps to know what kind of live you are leading. What is important to you? Often I wonder about the amount of evening gowns you can find in Burda magazines. I am 46 now and never been on a red carpet. And chances are high this will never happen. But this is MY life and maybe others have a really high demand to festive clothing.
Years ago I had a favourite – of course – striped hat. My friend with whom I shared office then had the same. When I asked her how we would know which ones is hers and which mine, she answered: „Very ease, yours totally smells like you!“

A well styled apartment or house is much more than a beautiful sofa in front of a cool wallpaper, style in fashion is much more than a good combination of tops and bottoms. It is the whole aura, which is transferred to this certain piece. Including your perfume smell.

 

 

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