BOM 2014…und was will die Frau?
Letztes Mal habe ich davon gesprochen, dass ich den Hut vor den berufstätigen Bloggermums ziehe, die es neben Job, Familie auch noch schaffen, sehenswerte Posts zu verfassen.
Ich ziehe den Hut vor ihnen.
Aber ich fürchte mich auch.
Weil ich arbeite auch gerne, ich verbringe auch gerne Zeit mit meinen Kindern. Auch gerne Zeit mit meinem Mann. Und auch gerne mit meinen Freundinnen. Auch gerne mit meinen Hobbys. Und mit mir. Und ich koche gerne und wohne auch gern hübsch.
Aber mein Tag hat 24 h.
Als ich noch das kleinformat gemacht habe, habe ich mich hier oft dafür entschuldigt, dass dieses oder jenes nicht erledigt wurde. Oder warum ich eben noch nicht den 48-Stunden-Tag ge/erfunden habe.
Eine Freundin von mir liegt im Krankenhaus. Chemo. Bestrahlung. Das ganze Programm.
Vor nicht allzu langer Zeit habe ich meine Mutter begraben. Sie war nicht mehr jung. Sie hätte noch ein paar Jahre gehabt. Aber es ist auch ok., dass sie zu diesem Zeitpunkt gegangen ist. Letztlich muss ich zugeben: Wäre sie nicht gestorben, es wäre gut möglich, dass ich es nicht geschafft hätte das kleinformat aufzugeben.
Was ich heute als eine der weisesten Entscheidungen der letzten Jahre sehe.
Als ich einmal meine Freundin im Krankenhaus besucht habe, traf ich eine alte Schulkollegin. Im Rollstuhl, mit Bein in ausgestreckter Ruhelage. Völlig unbehelligt erwartete ich einen Skiunfall. Um dann irgendwas von Knochentransplantation aus der Hüfte in den Unterschenkel zu erfahren. Erst dann wurde mir klar, dass ich mich ja auf der Onkologie-Spezialabteilung befand. Ich will nicht sagen, dass ich seit her die drei Stockwerke zu unserer Wohnung rehlein gleich raufhüpfe, aber so schnell werde ich mich darüber nicht mehr beschweren.
Ich habe seit dem Tod meiner Mutter schon einen Heidenrespekt vor dem Gut Gesundheit.
Die jüngsten Erfahrungen haben mich noch nachdenklicher gestimmt:
Warum bin ich so verdammt anfällig für diese Barbie-Welten?
Diese wunderschönen Wohnungen dieser wunderschönen Frauen mit ihren wunderschönen Kindern. (vielleicht sind die Männer wenigstens verhältnismäßig schiach? Weil die sieht man eher selten…. aber das ist auch wurscht, man erinnere sich nur an die französischen Durchschnittschauspieler, die allesamt keine Delons sind, aber dennoch unglaublich viel Charisma haben…)
Schon immer haben mich diese Welten fasziniert, schon immer war ich ein Zeitschriftenjunkie. Als Brigitte mit dem „Ohne-Model-Ding“ daher kam, war ich hellauf begeistert. Ganz bald fand ich es nur noch eklig. Bis dahin konnte ich mich bei ganz argen Neidanfällen, die ja gleich von Frustanfällen eingeholt werden, damit retten, dass das eben Models sind. Aber wenn die Durchschnittsfrau so aussieht? Maximal ein schiefes Zähnchen? Womit kann ich mich dann retten?
Da bleibt nicht viel außer eben mangelnder Willenskraft und schlechter Organisation.
Und ganz ehrlich: bei den tollen Interiorblogs ist es dasselbe:
Frau Wally, also jetzt wirklich. Das ist doch nicht so schwer. Da schreibt eine Bloggerin, deren Stil ich mochte und daher gern ihren Blog verfolgte, dass sie nicht viel aufräumt für die Bilder. Bei ihr sähe es immer so aus. Das Kind spiele eben fotogen.
Ich hab den Blog aus meiner Aboliste gelöscht. Das hätte ich vor nicht allzu langer Zeit nicht getan. Im Gegenteil, ich hätte ihn noch öfter besucht, möge der Funke des Blogs vielleicht auf mich überspringen?
Ich will mich gern mit Schönem umgeben. Aber meine Psyche ist zu schwach, mein Charakter zu instabil, als dass ich es schaffe, mir wunderschöne Wohnungen (oder Nähblogs, oder Modeblogs oder Essblogs….beliebig erweiterbar) anzusehen und mich dann umzudrehen und einzugestehen, dass der Grund warum es hier nicht so aussieht, wohl einzig und allein an mir liegt.
Als meine Freundin mit ihrer Diagnose konfrontiert wurde, bekam sie auch psychologische Unterstützung. Und natürlich kam dann auch die Frage, was hätte sie tun können um das zu vermeiden.
(Meine Freundin raucht nicht, trinkt nicht, lebt gesund, macht Sport….) Die Psychofrau antwortete mehr oder weniger: Nichts!
Und sie möge sich ganz schnell von dem Gedanken verabschieden, dass sie da soviel gedanklichen Einfluss hätte. Und dass sie eben wohl irgendwo nicht so erfolgreich positiv gedacht hätte, weil dann würde sie ja heute nicht da sitzen.
Wir legen uns die Latte dermaßen hoch, dass einem schwindlig wird, wenn man mal einen Schritt zurücktritt und das ganze bei Licht betrachtet. Und wenn man in so einem Krankenbett liegt, kann man wohl ziemlich lange nachdenken.
Wir müssen perfekt sein. Unsere Körper, Kinder, Männer, Wohnungen, Leben, Berufe…
Sogar unsere Denke darf nicht einfach vor sich hinwurschteln…
Alles ist durchoptimiert.
Kein Platz für Tiefkühlkost und Pizza, für abgeschlagene Ecken und Kinderklamotten, die farblich nicht aufeinander abgestimmt sind. Für Speckröllchen, Falten und graue Haare. Für Müdigkeit und keine Motivation.
Und weil das nicht genügt:
Weil wir wir sind, ist der ganze Sch.. natürlich nicht gekauft. Oh Nein, WIR MACHEN DAS GANZE AUCH NOCH SELBST!
Und knipsen es ab und photoshoppen dran rum und stellen es online und kriegen eine Fangemeinde und überhaupt….
Warum tun wir uns das an? Weil Leute dann aus USA uns „liken“?
Ist es jetzt da, dieses 15-Minuten-Berühmt-Ding von Andy Warhol?
Wie gesagt, ich liebe Magazine und natürlich liebe ich auch Blogs.
Aber neben all den „Muss“, die ich das Gefühl haben, zu „müssen“, sollte ICH mir wohl eines wirklich zulegen: eine entspanntere Haltung…vielleicht…
Seid Ihr entspannter? Könnt Ihr die Blogs im Internet lassen und dann Euer Leben leben oder seid Ihr auch so beeinflussbar?
:-*
Liebe Dolores,
dein Post beschäftigt mich… ja, die Blog- wie auch die Zeitschriftenwelt beeinflusst mich. Aber sie fällt auf einen Boden, den nicht sie bereitet hat. Der war schon vor ihr da. Es kann helfen, vor allem wohltun, sich davon hin und wieder oder auch ganz abzuwenden. Ob es auch gegen den Wunsch hilft, all den Ansprüchen (ans Frau-sein) gerecht zu werden? … spannend wäre es, diese weibliche Blogosphäre einmal unter der Fragestellung zu untersuchen, was all uns Frauen eigentlich antreibt, was uns das Bloggen gibt und wie es uns verändert.
Liebe Grüße ins schöne Wien!
I.
Liebe Dolores,
ich schreib dir ohne die anderen Kommentare gelesen zu haben, also sollte ich etwas wiederholen….sorry
Ich glaube schon das das so ein Zeit Phänomen ist gepaart mit den "willichauchhaben"Gen. Insgeheim ist uns bewusst, das das auf den Bildern nur ein Teil der Realität ist, das auszublenden gehört wohl dazu. Das die oben genannte Bloggerin anscheinend immer eine Picobello Wohnung hat, sollte uns eher dazu anregen – worauf sonst sie verzichtet??
,,Sport, Zeit mit den Menschen im Real Life,…
..vielleicht hat sie da auch Hilfe und erwähnt dieses winzige Detail nicht??
Sicher ist auch ihr Tag hat nur 24 Stunden!
Aber ich muss gestehen beim durchlesen von Blogpost neige ich dazu auch diese und vor allem die Schreiber zu idealisieren, .. und ja ich denke oft warum schafft die das und ich nicht.
…was für Organisationshelfer hat sie .. ja und bin offen für deren Tipps und Tricks…
aber am Ende eines jeden Tages (manchmal) auch zwischendrin stell ich mir die Frage, ob der Weg den ich gehe, der ist den ich wirklich gehen will… mit all seinem Chaos das dazu gehört. Ich richte meinen Horizont wieder gerade, blogge, nähe , bastle nur mindestens halb soviel wie ich zuvor angeregt durch Post wollte und – genieße – das Leben MIT meinen Kids und meinem Partner.
Das das Leben sich nicht auf der rosa Wolke bewegt, akzeptiere ich.
… und insgeheim weiß ich – denen geht's nicht anders auch die haben das Glück nicht gepachtet !!
Guck dir nur die sogenannten Celebreties an – auch da ist nicht alles Gold was glänzt und trotzdem lassen wir uns zeitweise auf ihre rosa Wolke nieder…
Danke für deinen ehrlichen Post
und weiterhin Erfolg nicht nur als BOM.
Karin
Ich hab deinen Text erst gerade gelesen und muss sagen: SUPER Text! Perfekt! Sehr treffend.
Ich hab das vor zwei Jahren mal gemerkt, da hab ich in meinem eigenen rosarotebrilledesignblog nach einem Weihnachtsgeschenk für meine Tochter gesucht, und weisste was: Ich hab nichts gefunden! Weil: Dieses ganze schicke Design, das gefällt halt den Eltern, aber die Kids schauen das einmal an, sagen aha und legen es dann weg.
Das hatte ich sogar eigentlich schon vor vier Jahren, als ich ihr ein Buch hingehalten hab, total geil illustriert, superschick und es schwebte wie immer das große Wort "Deeeesssiiiiiign" im Raum umeinander und sie legte es weg und sagte: Das ist doch nur schwarzweiß. Das ist langweilig.
Ich hab das Blog immer noch, es läuft gut, aber ich versuche mit ein bisschen von dem Highclasskram zu trennen (das klappt nicht immer) und was noch viel wichtiger ist: Ich trenne mein Leben so weit es geht vom Blog und ich habe dahingehend auch gar keine Zeit groß andere Blogs zu lesen (deswegen lese ich den Beitrag ja erst heute ;)). Und das Schöne ist: Ich verpasse meist gar nichts, jeder kopiert den anderen, alle kennen und hypen sich untereinander und KEINER ist dadurch noch irgendwie richtig besonders. Natürlich guck auch ich immer noch gern Bilder von schönen Wohnungen an, aber mir fehlen die Wohnungen, in denen die Leute auch leben und die Kinder nicht fotogen spielen ;), die Wohnungen, aus denen ich mir auch für mein reales Leben Ideen sammeln kann.
Ach! Ich dank dir einfach für deinen Post.
Das Beste wünsch ich dir!
Und viel Kraft für alle weiteren Pläne. Und überhaupt!
dani
lies mal gerne meine unperfekte wlet… ohne bilder http://www.fannyswildwelt.blogspot.com
Liebe Sonja, Du sagst es!
Nie im Leben käme ich auf die Idee das Gebastelte meiner Kinder abzulichten und auf den Blog zu stellen. Aber warum nicht? Warum gibt es einen Gradmesser in mir, der ganz klar kuratiert, was auf den Blog darf und was nicht? Warum ist das Wohnzimmer weniger wert als der Bildschirm?
Ich danke Dir – für Ehrlichkeit und Mut. Wer bitteschön traut sich schon zu sagen, dass sein Kind Pizza am Heimweg ist???
Und selbst WENN Dein Kind Speckröllchen hätte, sollten wir anderen schön den Mund halten. Was ist das schlimmere Kindheitstrauma? Dick oder magersüchtig? Zugemüllt mit Markenspielzeug oder unpassende Holzregale und deshalb die Freunde nie eingeladen.
Ich weiß es auch nicht.
Was mir aber langsam siedend heiß dämmert ist, dass es wohl eine Zutat im Kinderleben gibt, die der Schlüssel für vieles sein dürfte: Zeit!
Und da möchte ich gleich sagen, dass ICH sie auch nicht in überbordendem Maße an meine Nachkommenschaft verteile…
Aber Nachdenken dürfte schon mal helfen. Und Chips. Und Eiscreme auf der Couch vermutlich auch ;-))))
Liebe Inga, genau das ist es: Dieses "Gleich, …nur noch einen Moment, …." Um genau was zu tun? Oft genug ist man nicht am Kutschbock dieses rasenden Gespanns, warum nur legen wir dann noch eins drauf, wenn die Zügel in unseren Händen liegen?
Du sagst es: Die Zeit mit dem Kind kommt nicht zurück. Woran wird es sich erinnern? Woran werden wir uns erinnern? An die aufgeräumte Küche, das perfekte Essen? Mir wird übel, wenn ich Bilanz ziehe….
Liebe Kathrin, vielen Dank für Deine Ehrlichkeit. Ich habe mich wohl selber ganz schön übers Ohr gehauen. Und wie so oft, bin ich eigentlich dankbar, dass es so gekommen ist.
Ich weiß zwar auch nicht weiter, aber das dafür ehrlich.
Liebe Marion, jemandem wir Dir was von Perfektionismus zu erzählen ist ja wohl wie ein Schlag ins Gesicht. Ich finde es perfekt, wie Du es machst – ohne Dich zu kennen. Aber allein Mut und Kraft aufzubringen ein Leben mit Kindern allein zu bewältigen, sollte Frauen wie mich einfach nur noch zum Schweigen bringen.
Ich vermisse kleinformat auch. Aber ich muss zugeben, dass ich mich freier fühle. Und das ist gut so. In the end ;-))
;-))
Liebe Katja, vielen vielen Dank für Deine Worte… die geben nämlich MIR zu denken… das Letzte was ich will ist, dass sich jemand hier bei mir als Versagerin fühlt…ich muss hier offenbar noch viel, viel offener werden…Danke Dir!
Schöner Blog(das find ich besonders wichtig! 😉 )eintrag! Danke dafür!
Mir gehts manchmal ähnlich und dreh dann das Bloglesen eine Zeit lang komplett ab.
Mit lieben Grüßen
Erst einmal: Ich heiße Katja. Will gar nicht anonym bleiben, weiß nur nicht, wie ich mich auf die Schnelle einloggen kann.
Dein Beitrag beschäftigt mich schon den ganzen Tag. Weil er mich beschreibt, aber auch, weil sich bei dieser Ich-Beschreibung ganz viel Widerstand regt (besser kann ich es nicht erklären.). Im Grunde weiß ich ja, dass der Schlüssel ausschließlich in mir selbst zu finden ist. Niemand zwingt mich (und Dich) super perfekt, super organisiert, super wasauchimmer zu sein. Und überhaupt: Wenn ich will, kann ich auch Deinen Blog heranziehen, um mir selbst zu sagen, dass die (also Du) so viel besser bist als ich (die ist genauso alt wie ich und hat auch zwei Töchter und die kann auch noch nähen und viel besser stricken und ist viel hipper und cooler und hat auch noch diesen witzigen und smarten Blog – und ich?) Ich Versagerin lerne momentan stricken und das ist auch schon alles, was ich vorzuweisen habe.
Theoretisch wissen wir sehr wohl, dass wir viel leisten. Es müsste nur irgendwann einmal in unser Herz fallen. Dann wären wir auch nicht mehr so streng – nicht mit uns und auch nicht mit den anderen. Ich arbeite weiter daran. Und ich danke Dir, dass Du mir wieder einen sehr klugen Anlass gegeben hast, darüber nachzudenken, was in unserem Mangelmenschen-Dasein denn nun wirklich wichtig ist.
You make my day! Liebe Gruesse…. karin
"A perfectly kept house is the sign of a misspent life." Hat eine gewisse Mary Randolf Carter mal gesagt und ich stimme ihr voll und ganz zu.
Was nicht heißt, dass ich mich nicht auch ständig auf allen Gebieten unzulänglich fühlen würde und mich beim Anblick all der wunderbaren Blog-Welten dauernd der Gedanke quält: Alle anderen schaffen alles, nur ich schaffe nichts…
Blödsinn, ich weiß, aber das einzige was hilft, um mich mit dem echten Leben auszusöhnen sind selbstverordnete Blogpausen, damit ich wieder ein Gefühl dafür kriege, was ich eh alles kann und bin und habe…
P.S.: Ich mag dein Blog sehr, deine Offenheit und Ehrlichkeit, deinen trockenen Schmäh und natürlich auch deine Schnitte!
Du hast mir schon so manchen Tag gerettet!
Ganz liebe Grüße nach Wien
Karin
Liebe Dolores, dein Post könnte von mir sein – wenn mir das eingefallen wäre und dann hätte ich endlich mal einen etwas niveauvolleren neuen Post als sonst. Und jetzt entspanne ich mich und versuche nicht neidisch auf all die tollen, kritischen Blogs zu sein, die nicht nur was zu photographieren, sondern echt zu sagen haben! Ich habe mir seit dem Sommer einen Haufen Wohnblogs und Organisationsblogs reingezogen, habe viel gelernt, einiges umgesetzt und lebe weiter mein Simplify, Minimize (so la la), plasticfree und "Gesundheit vor". Und vielleicht kommt dann dereinst sogar wieder das "blogfrei, surffrei", so wies früher einmal war – noch ist es aber nicht so weit 😀
Ich hatte hier bis gerade eben eine Faschingsfeier. Deko nicht photographierwürdig (na ja, die Cake Pops sehen so pur aber schon toll aus! Und schmecken ohne Geknirsche auch besser). Wobei …. vielleicht raffe ich mich noch auf und knipse das Chaos – darf ich dann bitte verlinken?
glg Petra
Mensch! Jetzt habe ich mir so viele Dinge überlegt, die ich hier schreiben wollte – und sie stehen alle schon DA!!! 😉 Also mindestens genauso toll wie Deinen Beitrag hier finde ich jedenfalls die Tatsache, dass es zum Glück ganz, ganz viele außer mir gibt, die Deine Meinung teilen und es super finden, was Du da geschrieben hast. Ich glaube, ich muss mich auch von einigen Blogs trennen, denen ich folge… In letzter Zeit spüre ich eine gewisse Aggressivität (nicht zu verwechseln mit Neid, NEIN!) beim Lesen und Betrachten dieser ganzen perfekten D.I.Y.-Welt, in der einige anscheinend so glücklich und emsig vor sich hin posten und dafür dann ständig mit "ooohs" und "aaahs" überladen werden. Deinen Blog hier liebe ich für seine Ehrlichkeit, Schlichtheit und Schönheit – in Wort und Bild. Danke!
PS: Sorry, vorhin zuviele Fehler 😉 (wegen perfekt und so…)
Danke! Du sprichst mir aus der Seele. Ich habe radikal die meisten Interiorblogs aus meiner Leseliste gestrichen und Foodblogs habe ich auch nicht viele dabei. Ich lese sie gerne, aber ich zieh mir blöderweise auch immerimmerimmer wieder diesen Schuh an und das will ich nicht.
Ich mag mein Haus, auch wenn es an allen Ecken und Enden bewohnt ausschaut: Patscher an der Wand, Legosteine überall, die Kinderzimmer wie nach Bombenexplosionen. Ich koche auch regelmäßig, aber von Pommes bis frisch ist alles dabei. Aber es ist unendlich anstrengend für mich, diese Haltung zu bewahren und nicht dauernd in diese Perfektionsfalle zu tappern.
LG
Katharina
Kurz und knapp: Liebe Dolores, ich stimme dir zu!
Für eine längere Ausführung habe ich nämlich gar keine Zeit. Heute ist zwar mein freier Tag und Putztag. Die Wohnung sieht aber immer noch aus wie bei Hempels unterm Sofa, dafür habe ich mein Projekt von gestern Abend schon geknipst und gebloggt, habe noch mehr DIY für Karneval recherchiert und geplant, habe immerhin ein bisschen gesportelt und geduscht.
Jetzt muss ich mich hetzen, dass ich wenigstens das Wichtigste noch schaffe, bevor ich die kleine Dame aus dem Kindergarten abhole. Diese hat natürlich nicht selbst genähtes an. Wie auch? Ich bin ja mit zu viel anderem beschäftigt.
Du kennst das alles. Und du merkst: Nein, auch ich bin nicht entspannt. Und andere Blogs lassen mich auch oft schlecht fühlen. Aber dennoch werde ich weitermachen. Denn ohne meinen Blog und die Inspiration aus anderen Blogs würde ich mich niemals zu so vielen Projekten aufraffen. Also bleibt nur der schmale Grat zwischen Neid und Motivation.
Und immer wieder muss man hinterfragen: Für wen mache ich das ganze gerade? Und wenn die Antwort lautet: Für mich. Dann ist es gut.
…das hast du wirlich schön geschieben. danke!:-)
lg,
susanne
"Vielleicht benutzen viele einen Blog um ihren Narzissmus auszuleben? Schau mal wie toll ich bin – ich bin soooo viel besser als DU!!! "
Das glaube ich eigentlich nicht. Der Grund wenn ich etwas auf FB poste ist meistens der: "Schaut mal, ich bin mit meinem Leben vollkommen überfordert und trotzdem habe ich es geschafft ein schönes Kleid zu nähen. Ich hätte nie gedacht dass ICH das schaffe!" Aber natürlich stimmt es wenn ich dann selber so ein schön genähtes Kleid bei Anderen sehe, denke ich mir auch: Wie schafft die das?
Was ich mich in letzter Zeit oft frage ist, wieso ich das Bedürfnis habe es mitzuteilen was ich so treibe? Ich habe einfach oft das Gefühl man existiert gar nicht mehr ohne FB-Account oder ähnlichem Social-Media. Wieso ist das so?
Wieder mal ein ganz toller Beitrag liebe Dolores! Du triffst die Sachen immer so auf den Punkt. Daaaaaanke!
liebe dolores,
da hast du offenbar ein thema erwischt, dass mehreren von uns unter den nägeln brennt. auch ich frag mich, warum ich so anfällig für diese perfekte welt der diy-kinderzeugs-blogs bin. und auch ich hab mich gelegentlich geärgert, dass es bei uns zuhause nicht so ist. meine kinder basteln mit mir nicht nach den tollen anleitungen, die ich immer wieder mal wo raussuche. sie machen lieber ihr eigenes ding, erschaffen zuckerlfabriken aus altpapier und anderen abfällen, seilbahnen aus klopapierrollen und wolle – alles zusammengehalten mit meterlangen tixo-streifen. und sind dann soo stolz, dass mir das herz aufgeht. also: immer wieder mal dran denken: das wahre leben ist nicht im netz, sondern zuhause im wohnzimmer 😉
lg, sonja
Ja ich kenne das auch. Da käümpfe ich schon mit meinem eigenem Perfektionismus, weil ich mehr Gelassenheit im Leben haben will und dann sieht man überall Sachen, die ich nicht mal mit 24 Stunden ohne meinem Alltag schaffen würde. Aber bei einem Fotoshooting für eine Architekturzeitung habe ich gesehen, dass da viel geschummelt wird. Da wird einfach alles schnell außerhalb des Bildbereiches geschoben und ein perfekter Blickwinkel und es sieht super aus. Also doch einfach viel gemogelt, nur muss man das wissen und ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass bei den Fotos überall gemogelt wird, sicher auch auf dem einen Blog. Lieber keine perfekte Wohnung, dafür normale Kinder, welches normale Kind spielt schon fototauglich?
Und auf meiner Liste für heuer steht ganz groß oben, Gelassener werden, in allen Bereichen. Der Perfektionismus muss sich mal hinten anstellen.
lg dodo
Toller Post und wahre Worte. Bleib wie du bist. Du machst das schon richtig.
glg Tanja
Und ich habe das Gefühl, dass sich irgendwie keiner mehr getraut, zu sagen, dass es bei ihnen nicht täglich frisch gekochtes gibt… Drum: bei uns gibt es nicht täglich frisch gekochtes! Mein Kind isst übrigens auf dem Heimweg von der Schule eine Wurstsemmel oder eine Pizzaschnitte. Oder ohaaa – Pommes!! Und ja, es kommt vor, dass sie das 3 Tage hintereinander macht, weil sie einfach SO Bock auf Pizza hat! Und nein, sie ist nicht automatisch übergewichtig und nein, sie ist nicht automatisch mangelernährt! (Sie isst genauso auch Suppe und Gemüse und Linsen… aber sie DARF dieses von fett triefendem Zeug auch essen!) Und sie DARF eine Tafel Schokolade essen und hinterher eine Tüte Chips.
Ist es nicht das, was wir auch wollen? Sonntags mal von 9-22 Uhr faul auf der Couch liegen und nichts tun, außer Zeugs in sich reinstopfen? Warum tun wirs nicht? Oh, ein Speckröllchen… oh nein, wie ungesund… Warum leiden wir lieber? (also eher: ihr? weil – ich mach das (-; )
Liebe Dolores!
Miss dich wirklich nicht mit anderen. Niemalsnimmernie! Letzthin habe ich auf FB ein Foto gesehen, von einer (komischerweise) mit mir "befreundeten" Person, die ich aber nicht persönlich kenne. Auf dem Bild: ein Kinderzimmer. Mitten in umgekippten Lego-Kisten und verstreuten Büchern, herumliegenden Puppenkleider und Buntstiften, sitzen 2 grinsende Kinder!
Ich denke mir noch: woah, cool! Bis ich den Titel gelesen habe: Ich bin so sauer! Bis vor 10 Minuten war hier alles noch super aufgeräumt!
Da hätte ich heulen können. Warum um alles in der Welt müssen Kinder "ordentlich spielen"? Warum müssen alle so tun, als ob es immer perfekt ausschauen würde?
Ich arbeite, ich bin Alleinerzieherin von 2 Kindern und ich habe unglaublich zeitintensive Hobbys die ich über alles liebe! Und für die ich – oh ja – mehr Zeit aufwende, als für den Haushalt! Warum? Weil ich leben will! In spätestens 10 Jahre trete ich auf keinen Legostein mehr – und es wird mir fehlen! Spätestens in 10 Jahren finde ich kein Schokopapier mehr unter der Matratze (heimlich genascht und schnell versteckt (-; ) – und es wird mir fehlen. Später irgendwann werde ich mir die Wohnung so pikobello hergerichtet haben, dass ich in 4 Minuten aufgeräumt habe. Aber nicht jetzt! Wir leben! Und ich will mich mit niemandem messen – weil ich das fix einfach nicht will! Sollen sie doch leben, in ihren Bilderbuch-Häusern. Sollen sie doch immer super gestylt ausschauen. Es soll es doch jeder so tun wie er will – hauptsache jeder ist glücklich. Viellicht benutzen viele einen Blog um ihren Narzissmus auszuleben? Schau mal wie toll ich bin – ich bin soooo viel besser als DU!!! (Nein, eben nicht, weil die ist blöd (-; )
und bezüglich perfekter Wohnung kann ich nur sagen: ich habe ein buchenfarbiges Regal zu meinen birkenfarbigen Regalen dazugestellt. Ich lebe noch! Und, solange mein Gefrierschrank im Wohnzimmer steht, braucht mir niemand Einrichtungstipps geben (-;
Take it easy – stay yourself!
Ich drück dich (-;
Tja, Kameras zeigen halt maximal 180° einer Wohnwirklichkeit. Mit einer Vierteldrehung des Fotografen sieht so 'n tolles Bloggerloft sicher anders aus (muss einfach). Dazu kommt, dass es neben den drei Dimensionen des Raumes auch noch die vierte Dimension der Zeit gibt. Das Geschirr vom Abendessen kann ich eben nicht schon am Nachmittag wegräumen, auch wenn ich ansonsten natürlich die perfekte Hausfrau bin (zumindest nicht am Nachmittag desselben Tages).
Liebe Dolores,
du hast einen sehr schönen Post geschrieben und ich denke die meisten von uns finden sich hier mal mehr und mal weniger wieder.
Denn ich denke in der Bloggerwelt ist es wie überall anders auch. Es ist jeden Tag eine neue Herrausvorderung nicht an den eigenen Unzulänglichkeiten zu verzweifeln *zwinker*. Ob es nun der "perfekte" Blog ist, die vorzeige Wohnung oder die super Mama auf dem Spielplatz. Jedesmal müssen wir uns neu darüber klar werden wer wir sind um uns nicht von dem vermeintlich perfekten unterkriegen zu lassen.
Denn es sind alles nur Momentaufnahmen der Person uns gegenüber. Das sich bei der perfekt gestylten Mutter die Wäsche im Keller stapelt oder wenn neben dem super Foto im Web das Chaos herscht bekommen wir das ja nicht mit (Wollen wir das den überhaupt). Die Frage wie schaffen wir es eine so lockere Haltung zum Leben zu entwickeln das wir auch den Mut aufbringen unseren Mitmenschen ab und an einen Blick auf unsere Schwächen zu gewähren und aufhören einer "perfekten" Welt hinterher zu laufen.
Dein Post ist daher nicht nur super geschrieben und spricht mir aus der Seele, sondern ist auch ein sehr mutiger Schritt.
Wenn wir uns mal ehrlich fragen, was im Leben wichtiger ist, eine perfekte Wohnung oder Zeit mit seinen Lieben, werden wir alle antworten: Zeit mit den Lieben! Doch die wenigsten schaffen es diese Überzeugung auch im Alltag umzusetzen. Mir fällt bei mir auch häuffiger auf, dass ich meinen Sohn vertröst mit: Gleich Schatz, ich muss nur noch eben …….! Doch im nachhinein war das dringende MUSS eigentlich unwichtig und die Zeit mit meinem Sohn kommt nicht zurück.
Ich wünsche dir ein schönes Wochenende.
LG Inga
Ach, tut gut. Ich kann sie auch kaum mehr sehen, all diese perfekten Hochglanz-Schwarz-Weiß-Pastell-Interior-Blogs. Es ist sehr wohltuend, hier was aus dem "wahren Leben" zu lesen. Danke dafür!
Oh ja, das kenne ich auch, dieses Gefühl, "Wie schaffen die es nur, alles so toll hinzubekommen – NEID". Hier gab es letztens eine große Krise, weil ich einfach unser Haus (gemietet) nicht mehr ertragen konnte. Alles hässlich und alt und sowieso. Da hilft es auch nicht, wenn man andauernd die schönen Fotos ausm Internet anschaut…Aber schließlich zählt doch das eigentliche:alle gesund, ein Dach über dem Kopf und ein voller Kühlschrank, oder? Wenn man es dann schafft, ab und zu mal aufzuräumen, geht es auch. Trotzdem sehne ich mich auch sehr nach so einer schönen, hellen Interiorwelt, es ist nur noch nicht soweit…
Ein guter Beitrag! Ein sehr guter! Wenn man erstmal hinter die einen oder anderen Tricks und Beschönigungen so mancher Blogs gekommen ist, kann frau sich doch entspannt zurücklehnen.
Ich selbst habe allerdings Anfang des Jahres überlegt, DICH aus meiner Leseliste zu löschen. BOM 2014! Bei dem Titel habe ich gedacht, neinneinnein, das tue ich mir nicht an, noch mehr Perfektion, noch mehr immer besser, toller und schöner. Wie gut, dass ich es nicht getan habe.
Inzwischen sehe ich mir Blogs an mit dem Fokus auf dem Ergebnis und nicht, wie schnell jemandem z. B. etwas "von der Nadel gehüpft" ist.
Immer schön real bleiben,
Kathrin
Man kämpft jeden Tag mit sich selbst, um dem Perfektionismus zu.entkommen. Seit mein Kind auf der Welt ist, seit fünf Jahren also, bekommen ich regelmäßig Depressionen, Schuldgefühle, Ekel vor mir selbst…etc etc weil ich neben meiner Selbstständigkeit und alleinerziehend den Haushalt kaum geschafft bekomme. Und das mir mit meinem tollen Laden! Aber manchmal hab ich auch helle Momente. Am letzten Wochenende hab ich mit meiner Tochter für zwei Tage meine Freundin und ihre große Liebe besucht, bewusst Kinderlos, in der riesigen, aufgeräumten, sauberen, leisen und langweiligen Wohnung und eben diesem Leben. Als wir wieder zu Hause waren, hab ich mich so über die klebrigen Apfelsaftflecken unter meinen Füßen gefreut! Blogs allerdings lese ich generell nicht, obwohl ich selber lange und gerne geschrieben hab. Ich hab noch so viele Ideen im Kopf, da passt nix mehr rein. Mein Kleinformat-Abo vermisse ich trotzdem, obwohl ich aus meinen vorhanden Ausgaben noch genug abzuarbeiten hab.
Danke……….. dein Post könnte von mir sein (aber ich kann nicht so schön schreiben und will mir auch die Zeit nicht nehmen :-))
Auch mich hat die perfekte Welt vieler Blogs am Anfang so fasziniert, jetzt blättere ich oft nur noch gelangweilt durch. Frage mich aber auch immer WIE machen die das?? Die Zeit am PC fehlt mir doch woanders.
Du machst das schon richtig!
LG
Christine