Selbermachen: Lust auf Dirndl?
Hallo Baumwolltypen!
Wo seid Ihr?
DAS ist EUER Ding: ein Kinder-Dirndl!
Pünktlich zum Oktoberfest geht es sich noch aus.
Das schön-schlichte Dirndl.
Handgemacht bis ins letzte Detail.
Am Freitag ist die Anleitung für ein einfaches Kinderdirndl fertig.
Wie gewohnt, mit vielen Bildern begleite ich Dich durch alle Schritte auf dem Weg zum Meisterstück.
Nein, das hier ist kein Projekt, zwischen mal früher aufstehen und Kind in den Kindergarten bringen.
Hier geht es um Hansel, Handknopflöcher und viel Zeit.
Was Du am wenigsten brauchen wirst, ist eine Overlock ;-)))
Und am meisten: Geduld.
Viele Arbeitsschritte sind notwendig und manche davon müssen handgearbeitet werden. Aber keine Angst. Mit einer Menge Kaffeepausen und ein paar Nebenfahrbahnen werdet Ihr sehen, dass es eigentlich gar nicht soooo schlimm ist ;-)))
Ich habe ja fast den ganzen Sommer am Land verbracht. Und habe dort eine, mir für diese Gegend unbekannte Trachtenliebe beobachten können. Das an sich ist ja nett. Aber was mir eher nicht soooo gut gefiel, war, WELCHE Trachten da zur Schau getragen wurden.
Offenbar ging es nur darum, dass es eben rüschig, bunt und reich verziert ist.
Das ist schade.
Habe ich gefunden.
Denn ein schön gearbeitetes Dirndl ist keine Angelegenheit für einen Sommer.
Die traditionsreiche Verarbeitung huldigt der vielen Arbeit, die in ihr steckt mit einer Menge Nahtzugabe in Breite und Länge: daher passt ein solches Dirndl bestimmt zwei, wenn nicht sogar drei Jahre.
Mit einer anderen Schürze und/oder Bluse sieht es auch gleich wieder ganz anders aus. Von mir aus auch sehr bunt, kitschig.
Aber das Grundmodell ist klassisch.
Sozusagen das Meisterstück.
Die japanische Holzverbindung der Nähkunst.
Ganz en passant lernt man beim Nähen eines Dirndls auch super viel, was einem dann für alles mögliche andere zugute kommt.
Also wer hat Lust auf ein selbst gemachtes Kinderdirndl (zur Erwachsenenversion nehme ich extra Stellung)?
Für all jene, die mitmachen wollen, hier ein paar Stoffbedarfsangaben, dann könnte man ja am Wochenende gleich loslegen ;-))
Leib:
1 x Rückenlänge (Hals bis Taille) plus 10 cm (bei 140 u 90 cm Stoffbreite)
Kittel:
140 cm Stoffbreite: 2 x Kittellänge plus 25 cm
90 cm Stoffbreite: 3 x Kittellänge plus 40 cm
Futter Leib:
1 x Rückenlänge (Hals bis Taille) plus 10 cm (bei 140 u 90 cm Stoffbreite)
Schürze:
1 x Schürzenlänge (Kittellänge minus 3-5 cm) plus 20 cm (bei 140 u 90 cm Stoffbreite)
Dann braucht Ihr ca. 20 cm kleinkarierten Stoff 140 cm breit (Karo muss 0,5 cm breit und 1 cm hoch sein!)
Knopflochseide in Farbe von Kittel und Schürze, und wenn Ihr das Leibl in einer anderen Farbe macht, auch noch in dieser… und natürlich passende Nähseide
5 Perlmuttknöpfe (für die ganz kleinen Größen 4 Stk.)
2 kleine Druckknöpfe zum Annähen
1 kleines Hafterl zum Annähen
ordentliche Nähnadeln! Eine größere mit großem Ör und eine normale mit größerem Ör und eine ganz Normale – Fingerhut wer will
Alle Stoffe vorher waschen, die meisten Baumwollstoffe gehen beim Waschen ein und Ihr wollt das Dirndl ja nachher nicht in die Putzerei tragen, wenn es mal schmutzig ist ;-))
Aber ACHTUNG:
Nicht superstark schleudern und nicht ganz trocknen lassen, sondern TROCKEN BÜGELN!
Nur dann könnt Ihr sicher sein, dass Ihr keine Trocknungsfalten reinbekommt, die man nämlich eigentlich nur durch nochmal waschen wieder los wird – wenn man Glück hat.
Zur Stoffwahl…Naja, die Trachtenabteilung Eurer Stoffläden kennt Ihr vermutlich. (Zumindest vom Vorbeigehen, so wie ich ;-))
Baumwolle oder Leinen ist ein Muss. Beides in 1 A Qualität. Denkt daran, da fließt viel Arbeit rein und Ihr wollt nicht unterwegs aufgeben, weil Euch der miese Stoff endgültig den letzten Nerv raubt.
Kleingemustertes ist immer eine gute Wahl.
Streifen sind angeblich verpönt, ausser bei der Schürze…
Dasselbe gilt für Karo, obwohl ich auch schon Karos beim Leibl gesehen habe.
Ich denke man muss nicht päpstlicher sein als der Papst, und der ist in Österreich eine Päpstin: Gexi Tostmann ist Frau Dirndl. Und die schreibt in einem ihrer Bücher, dass man getrost Mut beweisen und mischen darf…
Über Bluse und Unterrock reden wir später…
Jetzt hoffe ich, ich habe Euch Lust gemacht und es gibt ein paar, die die Herausforderung annehmen wollen – Ihr werdet es sicher nicht bereuen und die Belohnung, ein wunderschönes Dirndl wird bestimmt viele Komplimente einbringen!
Ich freu mich auf Euch!
Nachtrag: Nach Schul- und Hortende nun endlich auch MIT Modell:
UPDATE: Kinderdirndlanleitung ONLINE!
Wie schön! Ich hab schon seit längerem vor meiner kleinen selbst ein Dirndl zu nähen. Da kommt dein post gerade recht. Freu mich schon.
Dein Post motiviert mich sehr, ich bin wirklich gespannt auf die Infos zu Hansel- und Stehfältchen und überhaupt. Eine neue Herausforderung – Juchu! Ich werde dann übers Jahr mal versuchen, mehr Frauen fürs Dirndl zu begeistern.
Liebe Daniela, ich wundere mich auch ein bisschen… Aber vielleicht ist der Hinweis auf die viele Arbeit doch eine zu große Hürde für Mütter…
Nein, auch für Dich, leider ;-))) – Du kannst ein Dirndl NICHT komplett mit der Maschine nähen. Nein, die Handknopflöcher müssen nicht unbedingt sein, aber beispielsweise müssen innen die Passepoilbesätze mit der Hand angenäht werden. Auch der Hansel – diese Stehfältchen beim Rock – müssen mit der Hand gemacht werden…und so gibt es eben 100 kleine Details wo Du am Handnähen nicht vorbei kommst… Aber glaub mir, wenn es dann fertig ist, wirst Du eine unglaubliche Freude empfinden ;-))
Und zu Mitteldeutschland: Wenn Du einen eher "untrachtigen" Grundstoff für das Dirndl nimmst, kannst Du es ohne Schürze auch so anziehen. Für die Wiesn machst Du eine knallige Schürze und kaufst Dir noch ein richtiges Trachtentuch und dann ist alles super!
Kein Kommentar? Wow! Ich bin dabei – allerdings möchte ich ein Dirndl für mich selbst nähen und schwanke seit Tagen in den Punkten Stoffauswahl (traditionell oder modern mit traditionellem Look?) und Art der Herstellung – natürlich kann ich ein Dirndl auch komplett mit der Maschine nähen, aber auf Deine Bilder und besonders aus das Knopflochnähen bin ich sehr gespannt! Und bei der Stoffauswahl hast Du einen wesentlichen Impuls gegeben – ICH BIN JA SO GESPANNT! Und auch wenn ich hier in Mitteldeutschland das Kleid vermutlich nach der Wiesn in München nie wieder anziehen werde, geb ich jetzt alles :o)!