Drinnen: Kopie und Original

Heute begebe ich mich auf dünnes Eis.
Die Frage nach Kopie und Original zieht sich ja auch durch die Craftywelt immer wieder mit besonderer Intensität. Glücklicherweise ist es heute nicht mehr so ganz einfach, irgendeine Idee von irgendwoher zu klauen und sie dann als seine auszugeben. Wenn bei Dawanda oder Etsy die eine Craftymum von der anderen was abschaut, ist das letztlich nur blöd, aber immerhin begegnen sich beide auf Aughöhe. Die eine hat vermutlich ebensowenig wie die andere die Kohle um einen Rechtsanwalt einzuschalten und mit ein bisschen Blog-Mobbing kriegt die dann eh ihr Fett ab.
Wirklich blöd wird es, wenn der Kopierer ein großer Fisch ist. Weil erstens fließt dann da auch gleich mal richtig viel Geld. Und zweitens wird es hier aber für den Erfinder der Idee richtig teuer, da zu seinem Recht zu kommen.
Ich habe eine Freundin, die macht so aufblasbare Stiefelspanndinger. Eine coole Idee. Fand Tchibo auch. Obwohl das Ding patentrechtlich geschützt ist und war, war der Erfolg des Einschreitens original null. Tchibo hat ja seinen Kram nur 10 Tage im Programm. Keine Ahnung wieviel Kohle damit gemacht wurde, aber vermutlich genug. Und dann halt nie wieder ins Programm aufgenommen.
Die dreieckigen Stoffdinger ganz oben hören auf den Namen Tukluk. Sie sind von einem Landsmann von mir. Und hier wird das Eis jetzt besonders dünn, weil unsere Geschichten sich auch noch irgendwie verwickelt haben: Herr Tukluk aka Benedikt Kirsch, einfach ein findiger Jungdesigner hat zu seinem Pech gerade genau dann seine Schaumstoffdreiecke bei der wichtigsten österreichischen Kreativförderung eingereicht wie ich das kleinformat eingereicht habe. Zu seinem Glück – und meinem Pech – hat er gewonnen.
Und ich war maßlos enttäuscht. Ich fand meine kleinformat-Idee soooooo gut.
Und ganz ehrlich: seine Schaumstoffdreiecke nicht soooooo rasend. Also zumindest nicht zu dem Preis, um den sie verkauft werden. Aber Halt! Der ist gerechtfertigt! Die Dinger werden NICHT in irgend einem asiatischen Land von anderen Kindern gefertigt, damit unsere nett Burgen bauen können.
Und wenn man das alles realistisch durchrechnet, dann kostet so ein einzelnes blödes Dreieck halt mal soviel (Euro75).
Irgendwie bin ich halt aber doch nur ein Wurm von einem Menschen und auch wenn ich mich gerne selber schön rede, ich habe es bisher noch nicht zusammengebracht, hier auf diesem Blog oder in meinem Heft über die Tukluks zu berichten. Dabei hätten die jedes Recht dazu. Ich habe schon viel teureres Zeug gelobhudelt, wo sich wohl mancher dachte, ob ich noch alle Tassen…
Nein, nein, es ist einfach der pure blanke grüne Neid.
Aber heute blätterte ich mit Begeisterung den neuen Stoff&Stil-Katalog durch und kalkulierte schnell hier und dort und ob sich da wohl ein Meter ausginge, und von dem und daaaa: Plötzlich sah ich sie. Die Tukluks. 
Also zum Selbermachen.
Weil die so watscheneinfach sind, ist das ein supergrundgenialer Ansatz.
Nur glaube ich, was heißt, ich bin überzeugt davon, dass der liebe Benni davon keinen blassen Schimmer hat.
Aber ich werde wohl über mich selber hinauswachsen und ein Mail schreiben.
Was ich Euch damit eigentlich sagen will, weiß ich auch nicht.
Wenn jemand das Geld hat seinem Kind einen Haufen Tukluks zu kaufen, finde ich das toll. Die sind wirklich super und machen bestimmt viel Spaß. Wenn jemand sie selber machen will (und dafür wirklich eine Anleitung braucht, weil sind wir uns ehrlich… das kriegt man ja wohl so hin…?), dann kann ich das auch total verstehen, wenn er/sie Stoff & Stil bereichert….
Vielleicht sagen wir es so: Als junge Modeschülerin habe ich Jil Sander und ihre Freunde kopiert ohne Ende.
Es wäre jetzt total überzogen mich deswegen zu beschuldigen. Ich hätte mir nie und nimmer auch nur das Etikett der großen Modedesigner kaufen können (ähem noch immer nicht übrigens…;-)). Also ist ihnen nicht wirklich was entgangen….

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5 Kommentare
  1. tina
    tina sagte:

    kenn ich von Kees und meinen "BYO" kabelbindermöbel.
    gea fand sie sehr gut. hat sie dann von deren befreundeten designer so ähnliche modelle in kabelbindertechnik bauen lassen. ja wo fangste an zu klagen……
    ps
    aber schön das wir in diesem artikel auch mal deine dreiecke zu sehen bekommen!!!!

  2. Katie
    Katie sagte:

    die tukluks sind super toll! hatten letztes (?) jahr im wien museum die möglichkeite mit denen ausgiebig zu spielen!

    übrigens: du blätterst im stof und stil katalog? also versenden sich DOCH nach österreich? aber nur in den 15. oder was? 🙂

  3. Daniela
    Daniela sagte:

    Danke für diesen Beitrag! Ich habe die Dinger im Stof und Stil Katalog entdeckt und mich einmal mehr über die Dänen geärgert. Auch in diesem Katalog sind wieder kopierte Stoffdesigns zu finden, was ich alleine schon eine Frechheit finde. Es gibt ausreichend talentierte Textildesigner mit kreativen Ideen. Die Kissen als Schnittmuster anzubieten halte ich nicht für rechtens. Wir sind im Besitz einiger Tukluks und ich (als versierte Näherin) hatte damals festgestellt, dass ich etwas gleichwertiges zu diesem Preis NICHT nachnähen kann. Tukluks sind mit einem Reißverschluss versehen und somit waschbar. Viel wichtiger aber: Das geniale Magnetsystem macht das Spielen mit den Tukluks zu einem besonderen Erlebnis, weil der 'Klick' Effekt so schön ist. Stof und Stil verwendet hier Klettverschlüsse – eine billige und in meinen Augen instabile Lösung.
    Davon abgesehen kann ich mich nicht der Meinung anschließen, das es sich hier um eine Neuinterpretation handelt. Kopie bleibt nachgemacht bleibt Diebstahl – meine Meinung!

  4. Anonym
    Anonym sagte:

    ich find die dreiecke auch super genial! und die frage nach dem was war zuerst da, naja ist wohl auch nicht mehr ganz zeitgemäß – wirklich neu ist ja kaum mehr was, alles bedingt sich und es gibt immer ähnliche ideen – ich meine wie viele stoffe mit punkten gibt es? die sind auch nicht alle neu erfunden – jedoch immer neu interpretiert. neuinterpretation ist halt mittlerweile auch eine form von kunst. man braucht sich nur die kunstgeschichte anzusehen jeder stil hat sich aus dem alten weiterenwickelt und dabei spielte auch die nachahmung des alten und eben einer neuen sicht daraus immer eine große rolle. c`est la vie!

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